Marchfeldkanal - Schaltwarte - Schleusen - Kraftwerk

24.04.2015 16:00

Es ist uns gelungen, eine Besichtigung der Schaltwarte des Marchfeldkanals zu organisieren! Diese Führung ist etwas Einmaliges und wurde ausschließlich für uns als „Siemens Meistervereinigung“ ermöglicht. Ermöglicht wurde dies durch unsere ausgezeichneten Kontakte die der Vorstand mit diversen Unternehmen und Persönlichkeiten pflegt. 

Treffpunkt: Betriebshof Marchfeldkanal in der Franz Mair-Straße 47, 2232 Deutsch-Wagram.
Die Anreise erfolgte mit dem eigenen PKW! 

Folgendes Programm wurde absolviert:

  • Begrüßung durch den Betriebsleiter Martin Mötz'

  • Kurzeinführung und Präsentation in das Marchfeldkanalsystem

  • im  Vortragssaal Betriebshof – ca. 20min

  • Besichtigung der Schaltwarte und der Steuerung – Betriebshof (ist mit dem SIEMENS Fernwirksystem ausgestattet)

  • Besichtigung und Erklärung der Wehr 5 – dort befindet sich der Zusammenfluss des Marchfeldkanal mit dem Rußbach

  • Besichtigung der Fischaufstiegshilfe beim Wehr 4

  • Besichtigung der Wehr 4 inkl. Kleinkraftwerk

  • Anschließend besuchen wir einen Heurigen in Pillichsdorf.

    Bei der Besichtigung ist eine kleine Wanderung von ca. 2x 500m inbegriffen. Gesamtdauer ca.  2 Stunden (ohne Heurigenbesuch)!

Der Marchfeldkanal ist ein künstlich errichtetes und naturnah gestaltetes Gerinne in Niederösterreich und Wien und flutet den Rußbach mit Wasser aus der Donau. Der 18 Kilometer lange Kanal ist unter anderem ein wichtiger Wasserlieferant für die Gemüsebauern des Marchfelds und ein Naherholungsgebiet.

Der Marchfeldkanal ist ein Teilstück des rund 100 Kilometer langen Marchfeldkanalsystems, bestehend aus Marchfeldkanal, Rußbach, Obersiebenbrunner Kanal und Stempfelbach.

In Langenzersdorf knapp vor den Schleusentoren zur Neuen Donau wird der Donau Wasser entnommen und über das rund 18 km lange Kanalsystem zum Rußbach bei Deutsch Wagram geleitet. Der Kanal führt zunächst parallel zur Donau und der Donauuferautobahn.

Danach zwischen Kilometer 3 und 4 des Marchfeldkanales wurde der Kanal in die Breite ausgeweitet, was zu einer Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit des Wassers führt, und zur Absetzung der Sedimente dient, weil die Donau bei Wien noch ein Gebirgsfluss mit zahlreichen Schwebstoffen ist. Dieser Absetzbereich entspricht einem Teil der ehemaligen Schwarzen Lacke und ist eine gelungene Maßnahme einer Renaturierung. In Frostzeiten im Winter ist der Absetzbereich des Marchfeldkanals als Natureislaufplatz beliebt, zumal die mögliche Einbruchtiefe im Notfall maximal ein halber Meter ist.

Im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf durchquert er die Bezirksteile Jedlesee, Strebersdorf, Großjedlersdorf und Stammersdorf. Danach verläuft er über Gerasdorf in das Marchfeld zum Rußbach bei Deutsch Wagram. Der Obersiebenbrunner Kanal verbindet den Rußbach mit dem Stempfelbach

Das Marchfeld nordöstlich von Wien ist ein intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Die Region leidet aufgrund geringer Niederschläge und hoher Grundwasserentnahmen zu Bewässerungszwecken unter Wassermangel. Erste Ideen zu einer großräumigen Feldbewässerung im Marchfeld entstanden bereits um 1850.

Infolge der Übernutzung des Grundwasserkörpers (1985 gab es rund 5000 Brunnen) und dessen zunehmender Beeinträchtigung durch Stoffeinträge wie Nitrat erließen die Behörden wasserrechtliche Einschränkungen und Befristungen für Bewässerungsentnahmen. Durch die Regulierung der Donau sank der Grundwasserspiegel stetig. Allein im Jahr 1983 sank er um einen halben Meter.

Die Planung erfolgte sowohl nach ökologischen als auch nach militärischen Gesichtspunkten. Letztere wurden durch Maßnahmen zur Abwehr feindlicher Panzer berücksichtigt. So sind in den Brückenfundamenten eiserne Ringe eingelassen, an denen im Ernstfall Ketten mit Panzerigeln befestigt werden können. Ferner sind die Uferböschungen bewusst so angelegt, dass eine Seite einen steilen, die andere jedoch einen flachen Anstieg hat, wodurch die Panzerrohre der Angreifer in der Böschung steckenbleiben.

Die Bauarbeiten am Marchfeldkanal begannen 1984. Im Jahr 1992 wurde er in Betrieb genommen. Die Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal befindet sich in Deutsch Wagram.

Der Marchfeldkanal stellt Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung bereit, wofür zahlreiche Wassergenossenschaften gegründet wurden. Ein Ziel ist es außerdem, die hydrologischen Verhältnisse durch eine planmäßige Anreicherung des Grundwassers zu stabilisieren und zu verbessern. Für die Tier- und Pflanzenwelt soll er die Gewässergüte des Grundwassers und der Oberflächengerinne verbessern. Insgesamt leiten zwölf Kläranlagen ihre Abwässer in den Rußbach und Stempfelbach ein, wobei die Wasserführung der Vorfluter durch den Kanal verstärkt wird.

Der Kanal sichert ferner einen verbesserten Hochwasserschutz. Beim Donauhochwasser 2002 konnten Schäden, wie sie beim letzten, ähnlich großen Hochwasser 1954 entstanden waren, vermieden werden.

Der Marchfeldkanal ist auch ein Naherholungsgebiet. Durch begleitende Radwege bietet er Freizeitmöglichkeiten für die Wohnumgebung. Es herrscht im gesamten Bereich Badeverbot. Der Kanal darf aber mit Booten ohne Motor befahren werden.

Gewässerabschnitte des Kanalsystems:Länge
Marchfeldkanal 19 km
Rußbach 39 km
Obensiebenbrunnerkanal 6 km
Stempfelbach 24 km
Bauliche AnlagenAnzahl
Versickerungsanlagen 3
Neue Brücken 45
Wehranlagen 8
Pumpwerke (Hochwasserschutz) 5
Steuer- und Kontrolleinrichtungen 
Hochwasserwarnstationen 4
Online-Qualitätsmesstellen 3
Automatische Pegelanlagen 45
Automatische Wasserstandsmessstellen 205
Grundwasserqualitätsmesstellen 70


Zurück