Herbstwanderung
14.10.2007 02:00
Bei wunderschönem Herbstwetter versammelten sich, mit diesen Worten begann der Rückblick zur Wanderung im vergangenen Jahr. Heuer stellt sich die Frage, wo, oder bei wem, intervenierte heuer unser Wanderführer Hans Getele, heute neudeutsch Guide genannt, denn auch bei der diesjährigen Wanderung gab es Bilderbuchwetter, die zahlreichen preisverdächtigen Bilder der Mitwanderer bestätigen dies. Postkartenidylle kitschig schön.
22 Kollegen, mit PartnerInnen, kamen zum vereinbarten Treffpunkt am Bahnhof Wienerbruck. Jene die nicht teilnehmen konnten haben garantiert etwas versäumt. Sollten sie, wie einige der Teilnehmer, die Ötschergräben nicht kennen, ist das umso bedauernswerter. Wir durchwanderten die Grand Canyons Niederösterreichs. Nach einer kurzen Aufwärmpause, es war kühl am Morgen, und kurzer Wartezeit auf einen Kollegen, wurde losmarschiert. Geht man diesen Weg zum ersten Mal hat man keine Ahnung welch wunderbare Gebirgsformationen das Auge erfreuen werden. Im Vergleich zu dem Weg den man nach dem Kraftwerk Wienerbruck geht, ist jener bis zum Krafthaus auch schön, aber unspektakulär. Die Felsformationen, das Wasser des Flusses, es ist schwer die richtigen Worte zu finden. Das Wasser kristallklar, wie viele unserer Gebirgsbäche, aber stellenweise smaragdgrün, klar bis zum Grund. Das Herbstlicht mit seinem höheren Rotlichtanteil ließ uns durch eine Zauberwelt marschieren. Schwer vorstellbar, dass es anderes Wetter geben könnte, und das diese Landschaft auch furchterregend gefährlich sein kann.
Dass sich über diese Region im Laufe der Jahrhunderte eine Sagenliteratur entwickeln musste ist selbstverständlich. Und vermutlich gibt es viele Sagen und Geschichten die das beängstigende dieser Region beschreiben.
Zur Zeit der Avareneinfälle, die sengend und brennend auch das Ötschergebiet überfielen, hat sich eine reiche und mildherzige Witwe namens Gula mit ihren ungeheuren Schätzen in die Ötscherhöhlen geflüchtet, und zwar benützte sie sowohl das Goldloch als auch das Taubenloch und Wetterloch. Im Taubenloch wohnte sie und im Goldloch verwahrte sie die Schätze. Gula hatte einen Sohn, Aenotherus, der wuchs in der herrlichen Gebirgsluft zu einem starken Manne heran. Er ist der Hüter der Grenze zwischen Österreich und Steiermark und versteht es, sich in verschiedener Gestalt bald hier und bald dort in seinem Gebiete zu zeigen und treibt da allerlei Geisterspuk. Als der Gaugraf Grünwald von Lorch (Grimwald) zur Vertreibung der Avaren auszog, hatte Aenotherus tapfer mitgefochten. Gula starb später, doch ihre Schätze blieben in den Ötscherhöhlen liegen.
Wir aber haben das Schöne, das Märchenhafte, der Ötschergräben erleben dürfen. Denn obwohl es zahlreiche Brücken und Stege gibt, ist auf diesem Weg Trittfestigkeit gefordert, ein Fehltritt könnte zu lebensgefährlichen Verletzungen führen. Doch bei allem wo man vom Gesehenen, Erlebtem beeindruckt ist, treten das Gefahrenbewusstsein und die Angst in den Hintergrund. Dennoch ist es wichtig sich mit entsprechender Vorsicht im gebirgigen Terrain zu bewegen. Trotz noch genügend vorhandener Kondition gelang es nicht, ohne eine Rast einzulegen, am Ötscherhias vorbei zu gehen. Kurzer Aufenthalt war genehmigt, dann drängte unser Hans Getele zum Aufbruch, es war nur mehr ein kurzes Stück Weg zum Mirafall.
Die Wagemutigsten kletterten bis zum Felsbecken. Die Wassermenge die über die schroffe Felswand in die Tiefe stürzt ist zwar gering, aber es entsteht der Eindruck eines riesigen Schleiers aus Wasser, mit enormer Länge/Höhe. Wir blieben einige Zeit am Fuße des Wasserfalles und jeder ließ die grandiose Wirkung dieses Panoramas auf sich wirken. Und es wurde einem so richtig bewusst, wir leben in einer privilegierten Ecke unseres Planeten. Was einem noch so richtig bewusst wird, wenn man in einer solchen Region unterwegs ist, ist der Wert des Wassers. Ein Reichtum der in Wirklichkeit unschätzbar ist, Kronjuwelen verblassen daneben, denn sauberes Wasser ist gesundes Leben. Und gesundes Leben ist noch immer das Wertvollste dass ein Mensch besitzt. Da aber Wasser alleine doch zu wenig zum Leben ist, gingen wir nochmals zum Ötscherhias, dieses Mal zur Mittagsrast und Einnahme von gutem, teilweise deftigem Essen. Schließlich hatten wir auch einige Kalorien verbrannt. Nachdem jederfraus und jedermanns Energiespeicher aufgeladen war wurde der letzte Anstieg des Tages bewältigt. In einer engen Stelle des Tales war ein idyllisches Wasserrad einer Sägemühle zu bewundern, so etwas gehört ganz einfach in eine Märchenlandschaft. Obwohl ein solches Wasserrad, Technik aus Menschenhand verkörpert, ein Eingriff in die Natur ist, kann man sich des Eindruck nicht erwehren, dass es immer schon hier war. Oftmals erwecken solche jungen Wasserräder einen kulissenhaften Eindruck. Zwecklos, nur für den Touristen errichtet, einem Klischee gerecht werdend. (Die Piefke/Saga hatte auch Wahrheitsgehalt.) Vorbei am Stausee in dessen ruhigem Wasser sich die Umgebung spiegelte, kamen wir auf eine Lichtung. Von dieser hatte man einen wunderschönen Blick auf den großen Ötscher. Die Stelle an der unser Gruppenbild entstand.
Talwärts ging es weiter bis zum Bahnhof Mitterbach der Mariazellerbahn. Der Bahnhof war nicht besetzt, der Schalter geschlossen, unsere Sorge, hoffentlich hält der Zug. Dies ist ein Bedarfsbahnhof, bei Bedarf, wir waren ja nicht zu übersehen, hält der Zug. Das schöne Wetter, die wunderschöne Landschaft ließ die Verschlüsse der Kameras glühen, die Speicherkarten wurden bis zu ihren Kapazitätsgrenzen gefüttert. Es würde den Rahmen dieser Nachlese sprengen würde nur ein ganz kleiner Anteil der entstandenen Bilder eingefügt. Deshalb ein Hinweis, jene Kollegen die zur Weihnachtsfeier kommen erhalten, wie jedes Jahr, unseren Jahresbericht auf CD. Dort gibt es dann mehr Bilder zu sehen, wenngleich dies wieder nur ein kleiner Ausschnitt sein kann. Herzlichen Dank an alle Kollegen die uns ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben.
Hans Getele, dem Organisator unserer Wanderungen, wurde von unserem „Präsident“ der Dank ausgesprochen, wobei Robert Bauer zu Recht bemerkte, dass Jenen die nicht dabei waren schöne und erholsame Stunden in einer netten Wanderrunde entgangen sind.
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