Herbstwanderung "Wachau von oben"
16.10.2011 02:00
Eigentlich eine Reprise, den letztes Jahr musste die Wanderung ja wegen schlechtem Wetter abgesagt werden.
Bei kühlem, leicht dunstigem Wetter trafen wir zwanzig Wanderer mit siemensianischer Pünktlichkeit um 9:30 Uhr am Parkplatz in St. Michael i. d. Wachau ein. Da das Ziel der Wanderung am Ortsende von Spitz ca. 4 km entfernt lag, mussten wir dann vor Ort eine „Autoverschiebung“ machen, damit wir am Nachmittag nicht am Radweg zurückhatschen brauchten.
Schon in St. Michael gab’s einiges zusehen. An erhöhter Lage und nur durch die tiefer liegende Autostraße von der Donau getrennt steht die Wehrkirche von St. Michael und ist die älteste Pfarre der Wachau, existent seit 987. Es gab damals weit und breit keine andere Pfarre, weshalb alle Bewohner der Wachau und des südlichen Waldviertels hierher zur Messe pilgerten und von hier aus seelsorglich betreut wurden. Der Weiler St. Michael mit seinen gerade mal 13 Häusern lässt seine große historische Bedeutung nicht erkennen.
Die heutige spätgotische Pfarrkirche stammt aus dem 16. Jhd. Zur Anlage gehören eine Friedhofskapelle und ein runder Wehrturm. Das Kircheninnere ist dreischiffig. Besonders um die sogenannten Dachhasen, 7 Terrakottaskulpturen am Giebel der Kirche ranken sich Legenden. Neben der bekannten Sage der vom Schnee flüchtenden Hasen gibt es noch die Auslegung, der Erbauer, ein Herr Siebenrössel wäre Analphabeth gewesen und hätte sich so verewigt, oder der Dachdecker namens Siebenhaas.
Nach wissenschaftlichen Forschungen stellen die Tonfiguren als Abwehrzauber die „Wilde Jagd“ dar, vorne der Hirsch, gefolgt von 5 Hunden und einem stilisierten Reiter.
Von St. Michael (208m) ging es über den „Buschwandlsteig“ zuerst einmal steil hinauf. Und bald genossen wir den Ausblick über das Donautal. Überraschend gebirgig hier!
Hier erreichten wir den WELT-ERBE-STEIG. Wir gingen auf einem Teilstück des 2009 begründeten „WELTERBESTEIG WACHAU“. Das ist ein 180 km langer Weitwanderweg und verbindet auf den schönsten Wanderwegen und historischen Pfaden die 13 Gemeinden des UNESCO-Weltkulturerbes Wachau.
An der Flanke des Michaelerberges biegen wir an einer felsigen Ecke (409 m) nach Nordwesten in das Mieslingtal hinein. Hier auch ein alter Erzstollen. Es gab hier einen Kupferbergbau wegen des für die Weingärten benötigen Kupfervitriols als Spritzmittel. Dann über einige Kehren wanderten wir gemütlich hinab ins Mieslingtal (280 m). Hier überquerten wir den Bach und wandern einige Minuten den Hangweg zum „Roten Tor“ wieder auf (305 m) hinauf.
"Das Rote Tor", war eines der Spitzer Stadttore. Das letzte der sieben Befestigungstore, das im 30-jährigen Krieg von den Schweden genommen wurde, mit hohem Blutzoll auf beiden Seiten. Es wird auch Schwedentor genannt wir hatten einen wunderschönem Blick auf Spitz und konnten auch die köstlichen Trauben verkosten.
Zwischen den Weingärten, an wunderbaren Trockensteinmauern der Terrassen-Anlage vorbei wandern wir nach Spitz a .d. Donau (200 m) hinunter.
Die Stadt wird von der Pfarrkirche, dem bedeutensden Bauwerk von Spitz, dominiert. Als ältester Teil der Kirche ist der Turm schon im frühen 14. Jahrhundert entstanden. Im Laufe des 15. Jahrhunderts erfolgte dann der Ausbau des Langhauses. Die Längsachse der Kirche ist wegen Fundierungsproblemen um 20° geknickt.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause im urigen „Spitzerl“ gingen wir weiter in den Spitzer Graben. Wir überquerten den Spitzer Bach erst nach einigem Hin-und-Her, nachdem eine Baustelle den normalen Zugang versperrte, und stiegen zur Ruine Hinterhaus (275m) hinauf. Die Ruine Hinterhaus ist vorbildlich restauriert. Sie wurde 1243 erstmals erwähnt, liegt auf einem Felsrücken des sogenannten Hausberges. Die Burganlage ist deutlich in 3 voneinander abgeschlossene Teile gegliedert und bietet einen unglaublichen Blick auf die Donau, den Tausend-Eimer-Berg und die Weinberge im Spitzer Graben.
Der Weg führte uns zurück und wir erreichten bald das Schifffahrtsmuseum. Hier erfuhren viel über das harte Leben und die ausgefeilte Technik der Donauschiffer auf der wilden Donau in der Wachau in der vorindustriellen Zeit.
Ganz in der Nähe hatten wir auch Autos zur Rückfahrt abgestellt. Anschließend besuchten wir noch die „Weinschenke St. Michael“, direkt beim Parkplatz, von dem unsere Wanderung den Ausgang genommen hat.
Ich hat ja wieder Spaß gemacht und – Freude auf eine neue Route im Herbst 2012.
Hans Getele
Nachlese zum downloaden hier